Ringbandverletzungen zählen zu den häufigsten Verletzungen beim (Sport-) Klettern. Vor allem beim Halten von kleinen Leisten oder dem Training am Campusboard kommt es zur Schädigung der Ringbänder. Grund ist eine enorme Belastung der Finger.
Die Langfinger des Menschen, also Zeige-, Mittel-, Ring- und kleinen Finger, weisen jeweils vier bis fünf Ringbänder auf. Sie sind vereinfacht gesagt, eine zusätzliche Verstärkung der Sehnenscheide und dienen dazu, die Beugesehne möglichst eng am Knochen zu führen. Das soll eine maximale Kraftübertragung und die Einrollbewegung der Finger ermöglichen.
Die Ringbänder werden mit A1 bis 5 bezeichnet. A steht für Ligamentum anulare, die Zahl für das vom Handteller aus gezählte Ringband. Besonders im Fokus beim Klettern stehen die Ringbänder A2 bis A5. Sie befinden sich am Grund- und Mittelgelenk sowie am Enggelenk. Bei aufgestellten Fingern, wie sie etwa bei kleinen Griffen und Leisten zum Einsatz kommen, wirken enorme Kräfte auf die Ringbänder. Außerdem bei Fingerlöchern und Dynamos mit anschließendem Hineinfallen in den Griff. Insbesondere das A2-Ringband wird beim derartigen Griffen stark belastet. Entsprechend ist es besonders häufig von Rupturen betroffen.
Eine Ringbandzerrung, ein Ringbandanriss oder -riss ist nahezu immer Folge eines Traumas. Typischer Weise kommt es zu einer ruckartigen Belastung beim Halten einer genannten Griffe beziehungsweise Fingerstellungen. Beispielsweise, wenn der Fuß von einem Tritt abrutscht und plötzlich das gesamte Körpergewicht an den Fingern hängt.
Überlastungsverletzungen des Ringbandes können aber auch ohne Trauma auftreten. Dr. med. Thomas Hochholzer, Sportorthopäde und Mit-Autor des Buches „Soweit die Hände greifen“, sagt: „Der Übergang zwischen einer Überdehnung, einer Zerrung, einem Anriss und einem Riss ist immer ein fließender. Eine genaue Diagnose lässt sich am besten mit dem Ultraschall stellen.“
Typische Symptome von Ringbandverletzungen
Meist reißt ein Ringband. „Dass mehrere Ringbänder reißen, kommt nur bei etwa drei bis füfn Prozent aller Ringbandrupturen vor“, erklärt Hochholzer. Neben dem typschen Trauma äußern sich Ringbandverletzungen mit folgenden Symptomen:
- Ein Krachen oder Schnalzen beim Unfall, das, so Hochholzer, „sogar noch von Leuten gehört werden kann, die ein paar Meter entfernt stehen, beispielsweise dem sichernden Kletterpartner“
- Schmerzen bei Belastung
- Bewegungseinschränkung
- Selten: Bluterguss
- Tastbares Hervortreten der Sehne.
Therapie von Ringbandverletzungen
Ist ein Ringband gerissen empfiehlt der Sportmediziner und langjährige Kletterarzt eine konservative Therapie bestehend aus:
- Ruhigstellung für mindestens 14 Tage auf einer Fingerschiene
- Anschließend: Tapen des Fingers über etwa zwei Wochen
- Zusätzlich sind intensives Dehnen, Fingergymnastik und leichte Bewegungsübungen wichtig, um die Beweglichkeit des Fingers zu trainieren
- Außerdem kann man nach der Ruhigstellung auch wieder mit leichten Kraftübungen beginnen, zum Beispiel mit Gummibändern oder Handknetmassen.
Erst nach acht bis 12 Wochen sollte man wieder mit dem Klettern beginnen. Auch dabei sollte man anfangs den Finger tapen, sowie fingerschonende Routen bevorzugen.
Ringbandverletzungen – Prävention
Um eine Ringbandverletzung zu vermeiden, ist ein gründliches Aufwärmen der Finger und Hände elementar – was natürlich generell für eine Verletzungsprävention gilt. Dabei sollten die Strukturen auf die kommende Belastung vorbereitet werden. Mögliche Übungen sind beispielsweise das Öffnen und Schließen der Hand, Übungen mit einem Handtrainer, Gelenkbewegungen. Außerdem ein lockeres etwa zehnminütiges Einbouldern.
Beim Klettern selbst kann man Routen wählen, bei denen die oben genannten Griffformen gemieden werden und eher lang aufliegende Finger benötigt werden. Je höher der Schwierigkeitsgrade, desto schwerer wird das natürlich.
Von einem generellen Tapen des Fingers zur Verletzungprävention rät Dr. med. Hochholzer übrigens ab. Vielmehr sollte das nur situativ erfolgen, wenn die kommende Route sehr „fingerlastig“ wird. Andernfalls kann es sogar negative Auswirkungen haben. Dr. Hochholzer erklärt: „Im Laufe der Zeit kann es natürlich bei dauerndem Tapen auch zu einer Schwächung der Strukturen im Finger kommen.“
Hier gibt es weitere Informationen zum Thema Klettern auf netzathleten.de und einen Artikel zu Fingerverletzungen in der Deutschen Zeitschrift für Sportmedizin.
Last modified: 8. Februar 2018