Mit dem Film Mustafa Caylan gibt der gleichnamige Protagonist einen Einblick in die Verwirklichung eines Traums: Dem Leben von und mit dem Freeride-Skifahren. Im Interview spricht er über seine Motivation, kommende Projekte und verrät seine Lieblingsspots um mit zwei Brettern unterwegs zu sein.
Bock-auf-draussen.de: Mustafa, für jemanden, der in der Schweiz aufgewachsen ist, bist du relativ spät zum Skifahren gekommen, erst mit 15 Jahren. Woher kam plötzlich die Begeisterung dafür?
Mustafa Caylan: Da gibt es genau einen Tag als ich mich ins Skifahren verliebt habe. Ein Kumpel hat mich damals für einen Tag mitgenommen zum Skifahren. Wir haben Ski und Stöcke ausgeliehen und los gings. Von da an hat mich das Skifahren nicht mehr losgelassen.
Bock-auf-draussen.de: Und wie waren die Fahrten auf Ski? Welche Erinnerungen hast du an deine ersten Schwünge?
Mustafa Caylan: Boah. Es war eine Katastrophe. Es hat überhaupt nicht funktioniert. Aber ich habe es einfach immer weiter probiert und so versucht, mich zu verbessern. Das mache ich übrigens bis heute so.
Bock-auf-draussen.de: Du hast also keinen Skikurs oder so gemacht?
Mustafa Caylan: Nein, nie. Mein Freund, der mich zum Skifahren gebracht hat, ist ein sehr guter Alpinskifahrer. Er hat mir die Basics erklärt – aber anstatt auf der Piste, sind wir direkt im Slopepark gefahren. Seine Devise: Fahr einfach mal runter. Und so habe ich das Skifahren gelernt, indem ich es einfach gemacht habe.
Bock-auf-draussen.de: War diese Art des Lernens schmerzhaft? Der eine oder andere Sturz wird ja sicherlich dabei gewesen sein.
Mustafa Caylan: Klar, Stürze gehören dazu. Aber schmerzhaft? Nein, nicht wirklich. Ich lebe meinen Traum. Das Einzige, was man braucht, ist sehr viel Geduld. Bis heute.
Bock-auf-draussen.de: Deine Familie ist keine Skifahrerfamilie. Wie haben deine Eltern reagiert, als du ihnen gesagt hast, dass du deinen Lebensunterhalt mit Skifahren bestreiten willst?
Mustafa Caylan: Am Anfang waren sich nicht begeistert. Mein Vater wollte, dass ich etwas Bodenständiges mache, einen Job, der sicher ist und Geld bringt. Sie hatten das Gefühl, dass man beim Skifahren nicht genug verdienen würde, um ein gutes Leben zu führen. Mittlerweile hat es sich aber gewandelt. Ich fahre Ski, habe einen Job in einer Skiwerkstatt, habe das schweizer Skiteam unterstützt und kann tatsächlich davon leben. Das finden sie klasse, was ich mir aufgebaut habe, und stehen voll und ganz hinter meinem Weg.
Bock-auf-draussen.de: War ihre anfängliche Skepsis für dich eine Motivation? Wolltest du ihnen beweisen, dass es eben doch geht?
Mustafa Caylan: Definitiv. Ihnen zu zeigen, dass mein Traum funktioniert, war mir sehr wichtig und hat mich angetrieben.
Bock-auf-draussen.de: Hast du eine Lieblingsregion, einen Lieblingsspot zum Skifahren?
Mustafa Caylan: Die Schweizer Berge. Hier bin ich aufgewachsen, hier stand ich das erste Mal auf Ski. Das ist meine Heimat – und ich fahre ich definitiv am liebsten Ski. In den schweizer Bergen habe ich aber keinen Favoriten.
Bock-auf-draussen.de: Hast du trotzdem noch eine Region oder einen Berg im Kopf, in der du unbedingt einmal Skifahren möchtest?
Mustafa Caylan: Ja, die Türkei. Ich möchte unbedingt mal in der Türkei skifahren. Aber nicht nur fahren, sondern dort auch ein Filmprojekt mit meinen Freunden realisieren.
Bock-auf-draussen.de: Das heißt du hast schon eine konkrete Idee, was du drehen willst?
Mustafa Caylan: Ja, wir wollen die türkischen Berge erkunden und porträtieren – zu Fuß, aber auch mit Ski. Die Berge in der Türkei haben unglaubliches Potential.
Bock-auf-draussen.de: Skifahren in der Türkei ist nicht weit verbreitet, oder?
Mustafa Caylan: Es gibt ein paar Lifte in der Türkei. Aber generell ist Skifahren in der Türkei nicht verbreitet. Es gibt nur wenige Skifahrer.
Bock-auf-draussen.de: Dann gibt es ja noch viel zu entdecken dort.
Mustafa Caylan: Absolut. Und um nochmal auf die Frage zuvor zurückzukommen. Neben der Türkei freue ich mich auch darauf, über das Skifahren andere Länder kennenzulernen – Japan, Kanada, die USA.
Bock-auf-draussen.de: Wie war es für dich, als dein Film in die Banff-Filmtour aufgenommen wurde?
Mustafa Caylan: Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass der Film so gut ankommt. Es kam sehr überraschend, dass auf einmal viele Leute auf Jules und Ben (Regisseure, Anm. d. Red.) zukommen sind und etwas mit dem Film machen wollten. Als dann die Banff ngefragt hat, war es schon eine sehr emotionale Sache. Ich möchte mit dem Film die Geschichte vom Türken zeigen, der Ski fährt. Und dass ich das auf der Banff tun konnte, war schon ganz groß. Vielen Dank dafür an alle Verantwortlichen.
Last modified: 7. Juni 2024